Monday 23 May 2016

MHYSTARIE

SECRET CULTS by Will-Erich Peuckert

Wer sich des Schädels oder des Hirns bemächtigen kann, bemächtigt sich drum mit diesem auch der Klugheit jenes Klugen. Dahin zielt nun ein aus Afrika bekannt gewordener Brauch: in Süd-Guinea werden die Schädel ausgezeichneter Menschen mit grosser Sorgfalt aufbewahrt. Es handelt sich dabei durchaus um den Schädel und sein Mana. So wurde zum Beispiel einem kürzlich verstorbenen, angesehenen Manne nach seinem Tode der Kopf abgeschnitten; man hat ihn dann auf eine untergelegte Kreideschicht austropfen lassen. Man hat das Hirn als den vorzüglichsten Sitz der Weisheit angesehen und wenn die Kreide während des Zersetzungsprozesses unter indem Kopfe liegt und dieser hineintropft, saugt sie alle Weisheit ein. Wer dann mit solcher Kreide seine Stirn bestreicht, in dessen Kopf dringt alle Weisheit jenes Mannes ein, von dem die Kreide sich gefüllt und angereichert hat.

Nach einem Überfall, sobald ein Kopf erbeutet wurde, trennt man von den enthaupteten Körpern Arme und Beine ab und bringt sie zum Jadglager, wo man daraus eine Mahlzeit hält. Im Lager werden die Köpfe auch notdürftig präpariert, indem man das Hirn entfernt, es dann mit Sago mischt, aus dieser Mischung einen Kuchen bäckt und den dann isst. Ganz sicher dient diese Mahlzeit wie die vorige dazu, das Mana der ihrer Köpfe beraubten in sich aufzunehmen.

Sadismus ist ein dem Durchschnittseruopäer heute geläufiges Wort; es sagt, dass im (zumeist sexuellen) Erregungszustande grausame Handlungen, Schläge, Peinigungen und derlei geschehen. (Es ist auch oft behauptet worden, dass die aus Konzerntrationslagern berichteten Greuel einer entsprechenden Gemüts- und Seelenage entsprungen seien.) Die rauschhafte Erregung kann sich sehr oft zu Mord- und Blutlust steigern; antike Maenaden, die Männer mit ihren Zähnen zerrissen haben sollen, werden sehr gern als Beispiel dafür angeführt.

In diesem Falle hängt hier das Maskenwesen des Geheimbundes eng mit Menschenraub, mit Mord und wohl mit dem Verspeisen des Getöteten zusammen, (ob nun der Mörder oder der Lekal selber ihn geniesst.) Mir liegt hier aber vor allen Dingen an der Maske: ein Dämon, der Lekal heisst, wird durch die Lekal-Maske dargestellt. Die Maske wird ihn so zeigen, wie die Sulka sich ihn dachten. Die Maske ist also ein Abbild jenes Dämons, - aber diese Beobachtung lässt noch nicht erkennen, aus welchen Gründen einst die Masken aufgegangen sind.
"Die neue Ethnologie", schreibt eine der letzten gelehrten Untersuchungen, "hat die besonders engen Beziehungen, in denen das Maskenwesen zu den sogenannten mutterrechtlichen Kulturen steht, aufgehellt; es ist unbestreitbar, dass es dort besonders kräftig entwickelt und von besonderer Bedeutung ist. Vielfach sind Männerbünde ausschliesslich Eigentümer des Maskenrechts, halten es streng geheim und üben damit eine tyrannische Herrschaft über Nichtzugehörige, Frauen, Sklaven und Kinder aus."
Es ist zuweilen nicht festzustellen, ob die Masken Totenwesen oder ob sie dämonenähnliche Gestalten und Dämonen sind. Schon die Bezeichnung Schembart weist ja in die Richtung, denn hinter Schemen: Erscheinungen kann auch ein "Gespenst", kann irgend ein nicht mehr recht zu definierendes Butz-Wesen stehen. Noch deutlicher wird das an den nord-französischen hellequins, (aus deren Namen der uns bekanntere Name Harlekin geworden ist). Was dieser Name etymologisch auch bedeutet haben mag, so viel ist sicher, dass die maisnie Hellequin, familia Herlechini oder Hurlewaynes kinne, von denen das elfte und die späteren Jahrhunderte erzählen, die Schar der Toten und vielleicht das "Wilde Heer" gewesen sind.

"Um die Schreckgespenster imaginärer Natur zu bannen, nehmen Zauberer selber Schreckgestalten an." - Ihre Vermummung besteht aus einer geschnitzten schwarzweissroten Maske, welche ein Strahlenkranz von Adlerfedern krönt, einen zebraartig quergestreiften Netztrikot von brauner Farbe und einem aus losem Schilfgras hergestelltem Rock; unter den Knieen haben sie sich drei hohle Schalen, die voller klappernder, rasselnder Steinchen sind, angeheftet; sie sind die Waldteufel, die sie fortzuscheuchen angewiesen worden sind.
Von jenen Geistern in den Wäldern von Kibokwe heisst es nämlich, dass die genau so mächtig wären wie sie zahlreich seien, und jeder von ihnen habe ein besonderes Revier; wenn einer in seinem Gebiete aber einen anderen Dämon treffe, so ärgere er sich so sehr darüber, dass er nicht mehr bleibe, sondern sofort davongehe um sich einen anderen Wald zu suchen, in welchen er seine unbestrittene Herrschaft üben könne.

Nicht nur der äusserliche Inhalt der Kulte dieser Bünde wird geheim gehalten, nicht um des mehr oder minder bewusst gesuchten numinosen Erlebnisses willen wird man still, - dort wo das anthropophage Tun in Sein und Leben eines Stammes einzugreifen scheint, wie bei den Majo- und den Imo-Zeremonien der Marind in Neu-Guinea, wird durch die äusseren Umstände schon ein Schweigegebot erzwungen. Denn es ist doch so, und die verschiedenen Berichte über die Ezam-, Majo- oder Sosom-Zeremonien zeigen es ja auch, dass diese Vorgänge nicht gut mit dem Wissen eines ganzen Stammes geschehen können, zum mindesten erscheint es zweifelhaft und es ist gewiss auch unwahrscheinlich, dass Fest für Fest eine Iwag, ein Mädchen, aufgetrieben werden kann, das sich von so und soviel Männer sexuell gebrauchen lässt und das von den Männern danach totgeschlagen und aufgegessen wird.

Was aber die Völkerkundler angeben, lässt viel eher daran glauben, dass dieser Krokodil-Kult nur ein Aushängeschild gewesen sei, das äussere Signum einer geheimen menschenfresserischen Organisation. Und wenn daneben Gewalt und Mädchenhandel eine grosse Rolle spielten, dann kann man es wohl begreifen, dass die Mitglieder dieses Bundes zum Schweigen und zum Bestreiten aller Anklagepunkte angehalten worden sind. Hier also trieb das Verbrechen und as un-Recht in das Schweigen.
Vom Purrah-Geheimbunde in Westafrika hat man annehmen wollen, er habe einige Ähnlichkeit mit der Freimaurerei gehabt, denn erstens würden keine weiblichen Personen in ihn aufgenommen, und zweitens müssten die Mitglieder sich vermittels eines Eides, den schwerlich je jemand verletzt habe oder noch verletzen wird, verpflichten, niemanden auf Erden die Geheimnisse dieses ihres Bundes zu entdecken und ihren Oberen oder Vorgesetzten in allen Dingen zu gehorchen.

Mithras (Hirtengott, soldatischer Kult) ist weder die Sonne noch der Mond noch das Sternenheer, sondern mit Hilfe dieser "tausend Ohren" und "zehntausend Augen" bewachte und überwachte er die ganze untere Welt, die Menschenwelt.
Allein ein Mann vermag die Grossvieh-Herden zu regieren, zu leiten, zu schützen, gegen alles Raubzeug zu verteidigen. Deswegen ist Mithras aber auch ein streitbarer und kämpferischer Gott, und er bekämpft ganz wachsam, unermüdlich alles Böse und alle bösen Geister sowie alle Frevler, welche diesen dienen und sie erfahren und müssen die furchtbaren Wirkungen seines Zorns empfinden. Denn von der Höhe seiner himmlischen Wohnung her sieht er herab, beobachtet er und erspäht er beim Herabsehen alle seine Widersacher; bis auf die Zähne bewaffnet stürzt er sich hernach auf sie, zerstreut sie, greift sie an und schlachtet sie als Opfer hin. Den Seinen sichert er durchaus den Sieg.

In diesen Männerbünden, in denen die Freimaurer eingetreten sind, gewinnen sie sich zweierlei: sie werden über alle Massen reich. - hier setzte also ein auf das Geld gerichtetes Denken ein, - und sie erlangen unbegreifliche zaubrische Fähigkeiten: so etwa können sie durch Bildzauber einen Menschen töten, so können sie doppelt gehen, und nehmen auch durch Mauern alles wahr; wenn man jedoch die Summe aller dieser Fähigkeiten nimmt, dann sind es ausgesprochen zaubrische, schwarzkünstlerische, aber keine solchen, wie sie die Mitglieder jener dämonischen Knabenschaften gewonnen haben.

Es hat hier also eine völlige Umordnung und Wende stattgefunden.Wobei ich jedoch mit "Wende" eine Umwandlung des Sinnes meine. Was wir bisher erfuhren, war doch, dass die einzelnen Heroen, ob sie nun Tamuz oder Adonis oder Baal-Alein hiessen, gestorben und auferstanden sind, so wie die Pflanze starb und auferstand, - dass also ihr Sterben identisch mit dem Sinken des Samens in den Acker und ihre Wiederkehr mit der jungen Saat im Frühjahr war.

Man wird nach alledem zusammenfassend vielleicht sagen drüfen, dass die den Isisdienst Ausübenden also Eingeweihte waren, zu einem Erkenntniswege und Heilswege Eingeweihte. Sie reissen das Heil aus einer ungreifbaren leeren Tiefe; ihr Weg führt aus der Unterwelt, dem Dunkel, zu den Elementen, zu den gestirnten Mächten und zu inferi und superi, in das Gewirr der Mächte und Kräfte, die man nicht mit Händen fassen, die man nur ahnen und wissen, aber weder sehen noch greifen kann. Es ist ein Weg aus einer heimlichen Welt in eine machtdurchglühte Welt, zwar noch ein Weg vorbei an Bildern, aber es ist schon gewiss, dass hinter den Bildern Kräfte stehen, dass das Eigentliche steht.

Es ist nun nicht nur so, dass die Gemeinde als eine geschlossene Gruppe sich nach aussen abgesondert hat, sie ist der Inhaber und der Träger von Geheimnissen. Bereits die jüdische Theologie gebrauchte Rätselreden, Gleichnisse und Symbolisierungen, und auch die Übung Jesu, in Gleichnissen zu sprechen, ist bekannt. Er brauchte sie, um die das Himmelreich betreffenden Wahrheiten zu verdecken.
Nicht aber allein die Schrift, auch manche Heilstatsachen sind für den Aussenstehenden verdeckt, sind nur dem "Eingeweihten" deutlicher zu erfassen möglich. So etwa "das Ärgernis vom Kreuz", von dem Justin als vom Mysterion des Kreuzes spricht. Damit wird aber der Glaube selber zum Geheimnis, denn der gewöhnliche Christ kann ihn wohl lernen und bekennen, aber nicht verstehen.
Ebenso wurden beim Abendmahl der rituelle Vorgang und die dabei gesprochenen Gebete geheimgehalten. Was aber dabei besonders seltsam ist: dass bei der Feier Christi Leib und Blut genossen wird, wird offen gesagt und immer wieder auf das nachdrücklichste ausgesprochen; in welcher Weise das aber geschieht und dass im Abendmahle Brot und Wein dargebracht und genossen werden, wird auf das allerstrengste geheimgehalten.
Nicht nur die Grundstimmung und die tragenden Ideen in der christlichen Sakramentspraxis entsprechen den Absichten der Mysterienbünde, auch in einer Reihe von Einzelheiten decken sich die beiden. So hält man hinsichtlich der Anschauung, dass die Taufe eine Reinigung von Schuld und Sünde bewirke, einen Einfluss des Mysterienwesen für unverkennbar.

Und der Herr zeigte mir einen sehr weiten Ort ausserhalb dieser Welt, über und über glänzend im Lichte und die Luft dort von Sonnenstrahlen durchleuchtet und das Land selbst blühend von unverwelklichen Blumen und erfüllt von Wohlgerüchen und von Gewächsen, die herrlich blühen und unvergänglich sind und gesegnete Frucht tragen. So stark war die Blüte, dass der Duft von dort auch zu uns getragen wurde. Die Bewohner jenes Ortes waren bekleidet mit einem Gewande strahlender Engel, und ihr Gewand war gleichen Aussehens wie ihr Land, und Engel weilten dort unter ihnen. Und gleich war die Herrlichkeit derer, die dort wohnen, und mit einer Stimme priesen sie Gott den Herrn frohlockend an jenem Orte. Und es spricht der Herr zu uns: "Dies ist der Ort eurer Hohenpriester, der gerechten Menschen."
Ich sah aber auch einen anderen Ort, jenem gerade gegenüber, der ganz finster war. Und es war ein Ort der Strafe. Und die, welche gestraft wurden, und die strafenden Engel hatten ein dunkles Gewand an, gemäss der Luft des Ortes. Und es waren welche dort, die waren an der Zunge aufgehängt; das waren die, welche den Weg der Gerechtigkeit lästerten, und unter ihnen brannte Feuer und peinigte sie. Und es war da ein grosser See gefüllt mit brennendem Schlamm, in dem sich solche Menschen befanden, welche die Gerechtigkeit verdrehten, und Engel bedrängten sie als Folterer.

Die Freimaurerei stellt den vollkommensten Typus jener neuen Art geheimer Bünde dar, die sich im nördlichen Europa in der bürgerlichen Welt entwickelt haben. Man meint, dass ihre Herkunft aus dem Namen der Bruderschaft wie den Bezeichnungen und Geräten, die sie symbolisch brauchten, abzulesen sei: der terminus Loge ist aus dem Französischen ins Englische gelangt und er bezeichnet dort im Zusammenhange mit der Maurerei den Arbeitsort, die Bauhütte, später auch die sich dort versammelnde Gemeinschaft und endlich die Versammlung. Als Abzeichen erscheinen Schurzfell, Kelle, Winkelmass und Zirkel. Der englische Name mason hat seinen Ursprung auch im Französischen gehabt; mason ist Maurer, masonry Maurerei.

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